Einheit II: 17.11.18 - Reflexion
SDG’s - Sustainable Development Goals
Nachdem 2010 erkannt wurde, dass die Millenium-Entwicklungsziele (MDG’s) offensichtlich nicht erreicht werden können und letztendlich im Jahr 2015 ausliefen, wurde 2015 bei einem Gipfel der United Nations die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung entschlossen. Primärer Grund für die globale Neuausrichtung war, dass während der MDG’s generell immer noch die Kritik vorherrschte, dass die Drittstaaten in der Zielausrichtung immer noch benachteiligt waren.
Die neu definierten Ziele verfolgen die Absicht global für alle Länder geltend zu sein und basieren auf den drei Säulen der Entwicklung Umwelt, Wirtschaft und Soziales. Im Folgenden sind die „17 Ziele für eine bessere Welt“ graphisch aufgelistet.
Quelle: https://www.bundeskanzleramt.gv.at/nachhaltige-entwicklung-agenda-2030
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage nach der Bedeutung, denen die SDG‘s auf nationaler Ebene zukommt. Zum einen muss das Bestehen dieser Ziele natürlich positiv betrachtet werden, da sie einerseits Bewusstsein schaffen und andererseits eventuell auch international einen gewissen Umsetzungsdruck bei allen 193 Mitgliedsstaaten auf nationaler Ebene erzeugen. Zum anderen muss allerdings die fehlende Verbindlichkeit hinterfragt werden. Da die Staaten individuell ihren Schwerpunkt setzen können, wird jedes Land automatisch einige dieser Ziele umsetzen ohne sich erst extra mit der ganzheitlichen Agenda auseinanderzusetzen – denn letztendlich ist ohnehin das Ziel jedes Regierungsprogramms die Umsetzung einiger dieser grob formulierten Ziele. Zum Beispiel könnte sich die momentane rechts-konservative Regierung problemlos in die Ziele 4 (Hochwertige Bildung), 8 (Wirtschaftswachstum), 9 (Industrie, Innovation, Infrastruktur) und 12 (Nachhaltiger Konsum & Produktion) kategorisieren, selbst ohne sich allzusehr mit den Sustainable Developement Goals beschäftigt zu haben. Andere Regierungen haben zwar unterschiedliche Schwerpunkte, letztendlich lassen sich aber alle Themen in die SDG-Zielformulierungen eingliedern.
Entwicklung messen
Für das Messen von Entwicklung können theoretisch viele verschiedene Indizes herangezogen werden. Letztendlich ist es allerdings sehr schwierig und problematisch eine objektive Referenz für Entwicklungsfortschritt heranzuziehen, da jeder Index unterschiedliche Stärken und Schwächen besitzt. Lange Zeit galt das Bruttoinlandsprodukt als Indikator für vergleichbaren Wohlstand eines Landes („gehts der Wirtschaft gut, geht‘s uns allen gut"), wobei man nun weiß, dass diese Größe nicht repräsentativ ist. Das BIP ist ein Wirtschaftsindikator, hat aber das große Problem der Vergleichbarkeit, da schlichtweg unterschiedliche Preisniveaus in den Ländern herrschen und man später auch von der Idee abrückte, dass ausschließlich das Wirtschaftswachstum ein Indikator für Entwicklung sei.
Seit 1990 ist man zum Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index (=HDI)) übergegangen. Dieser berücksichtigt nicht nur die Wirtschaftsleistung eines Landes, sondern auch die Lebenserwartung, das Bildungsniveau und andere Komponenten der EinwohnerInnen eines Staates. Nach diesem Index schneiden vor allem die skandinavischen Länder, aber vor allem Norwegen, am besten ab. Auch interkontinental können die Werte (1=hochentwickelt, 0=unterentwickelt) verglichen werden, wie im Folgenden veranschaulicht ist.
Quelle: https://www.brookings.edu/wp-content/uploads/2017/03/global-20170924-human-development-index-v2.png
Kritisiert werden muss an diesem Konzept, dass die Gewichtung der Aspekte differenzierter betrachtet werden müsste. Darüber hinaus können die Ungleichheiten innerhalb eines Landes nicht direkt abgebildet werden.
Aus diesem Grund wurden darüber hinaus gänzlich konträre Indizes entwickelt, wie zum Beispiel das Bruttonationalglück, welches im Königreich Bhutan Anwendung findet. Dieses stellt das Glück der BewohnerInnen über die Wirtschaft des Landes. Das Glück der BürgerInnen wird via Fragebögen und entsprechender Auswertungen erfasst und ist das höchste Gut für den König Bhutans. In weiterer Folge richtet sich die staatliche Ressourcenplanung und Landespolitik nach den Ergebnissen dieser Befragungen.
Den Ansatz dieses letztgenannten Konzeptes finde ich natürlich sehr interessant, allerdings stellt sich mir die Frage, ob es nicht beispielsweise produktiver wäre, das Geld, das für die flächendeckende Befragung der BürgerInnen benötigt wird, direkt in die Probleme des Landes zu investieren?
Darüber hinaus scheint das Bruttonationalglück auch stark religiöse Ursprünge und Gründe zu haben, was für mich als Außenstehenden ebenfalls etwas Skepsis hervorruft. Werden die finanziellen Mittel dann beispielsweise auch unverhältnismäßig stark für Glaube und Religion ausgeschöpft?
Dimensionen von Entwicklung
Abschließend wurden in dieser Einheit noch die verschiedenen Dimensionen des Themas Entwicklung angesprochen. So kann beispielsweise Entwicklung je nach Standpunkt unterschiedlich gedeutet, interpretiert und umgelegt werden. Entwicklung kann zum einen das wirtschaftliche Wachstum oder die nachhaltige Ressourcennutzung umfassen, aber zum anderen auch die Verbesserung der Infrastruktur+Versorgung oder die individuelle Entwicklung+Menschenrechte meinen. Je nach Standpunkt wird die Rolle und der Grund für Entwicklung unterschiedlich gedeutet. So lässt sich beispielsweise die Rolle des Menschens im Kontext des Wirtschaftswachstums auf die Rolle des Produktionsfaktors herunterbrechen (Mensch=Produktionsfaktor für wirtschaftliches Wachstum). Die Aufgabe des Staates ist hingegen die Förderung des Humankapitals um das Wirtschaftswachstum zu gewährleisten. Diese Matrix für die unterschiedlichen Rollen und Gründe je nach Entwicklungsdimension wurde in der Einheit gruppenweise erarbeitet und ist im Foto dargestellt.
Quelle: PS Globale Entwicklung im Zeitalter des Klimawandels, eigene Aufnahme